6.Tag / 25.10.2011
Heute verlassen wird die Huasquila Lodge mit dem Ziel Liana Lodge via Tena , Misahuallí und Puerto Barantilla . Die Liana Lodge ist das östlichste Ziel im Amazonasbecken und zugleich der gesamten Reise. Der Tag beginnt sonnig mit nur ein paar wenigen Wolken am Himmel. Nach dem Frühstück (Pancake, Obst …; 7:30 Uhr) ist um 8:30 Uhr Abfahrt. Um 8:45 Uhr sind es bereits 25,8°C (77% Luftfeuchtigkeit). Da es zudem noch windstill ist, ist es bereits jetzt relativ schwül.
Auf der Fahrt nach Tena hat man guten Blick auf den Vulkan Sumaco . Gegen 9:20 Uhr kommen wir in der Provinzhauptstadt Tena (eigentlich: San Juan de los Dos Ríos del Tena) an. Hier besuchen wir einen Wochenmarkt. Auch im Supermarkt zwei, drei Ecken weiter können die Tagesvorräte aufgestockt werden. Die Fahrt setzen wir um 10 Uhr fort.
Vorbei am Endpunkt der gestrigen Rafting-Tour geht es nach Misahuallí . Dieses verschlafen Nest liegt am Ufer des Río Napo. Auf dem zentralen Platz treiben sich wilde Affen herum. Auch sonst trifft man in der Siedlung auf jede Menge Affen. Es wird extra vor den Affen gewarnt. Für eine Besichtigung auf eigene Faust steht rund eine dreiviertel Stunde zur Verfügung. Auf Grund des relativ niedrigen Wasserstandes des Río Napos liegt die Uferpromenade trocken. Eine breite Sandbank ist dieser vorgelagert und auf Grund der Höhe der Promenade wird deutlich wie viel höher der Wasserpegel zur Regenzeit sein muss. Schließlich heißt es den Sammelpunkt für die Weiterfahrt am anderen Ufer des Río Napo anzusteuern.
Über Schotterpiste geht es dann weiter nach Puerto Barantilla am Ufer des Río Arajuno. Vielmehr als einen bewachten Parkplatz und einen „Bootsanlegestelle” „ felsiger Untergrund und Sandbank – hat der Hafen nicht zu bieten. Der Bus bleibt hier stehen. Jetzt geht es mit dem Boot weiter zur Liana Lodge.
Das für die nächsten zwei Tage benötigte Gepäck wird in ein Motorboot verladen, das restlich Gepäck verbleibt im Bus. Entsprechend sollte das Gepäck morgens vor Abreise schon gepackt sein. So heißt es zunächst einmal das Gepäck zum Boot schaffen. Ist dies erledigt, so hat man die Wahl ebenfalls mit dem Motorboot zur Lodge zu Fahren – ohne Mühe und mit Sonnendach. Alternativ stehen auch Einbäume zur Verfügung. Da die Sonne mal wieder vom Himmel brennt heißt es ausreichend Sonnencreme auftragen, wenn man den Einbaum wählt. Die meiste Paddelei und das Kurs halten wird bei jedem Einbaum von einem Einheimischen übernommen. Das zweite Paddel ist dennoch nicht nur zur Deko da. Schwimmwesten stehen sowohl beim Einbaum als auch beim Motorboot zur Verfügung. Mit dem Einbaum brauchen wir etwa 15 bis 20 Minuten um die Liana Lodge zu erreichen.
Nach Ankunft in der Lodge gegen 12:35 Uhr werden wir von der Managerin begrüßt und erfahren etwas von der Geschichte der Lodge, wie es zur Gründung des angeschlossenen Schutzprojektes Selva Viva sowie der Auffangstation amaZOOnico gekommen ist. Im Anschluss daran beziehen wir die Zimmer.
Die Zimmer befinden sich in Doppelbungalows, d.h. ein Bungalow besteht aus zwei Zimmern mit getrennten Eingängen und Bädern und einem gemeinsamen Balkon. Die Bauweise ist recht luftig. Lediglich die Trennwand und die Badezimmerwände sind aus solidem Stein, der Rest besteht aus Holz, Palmblättern (Dach). Anstelle von Fenstern und einer soliden Balkontür kommt Fliegengitter zum Einsatz. Der Schlafraum ist zur Decke hin offen, nur das Bad hat eine Decke. Der breite Zwischenraum zwischen Dach und Außenwand ist mit einem grobmaschigen Drahtgitter überspannt, das verhindern soll, dass Affen ins Zimmer kommen. Bei uns allerdings erfolglos, wie sich am nächsten Morgen zeigt.
Relevant zu erwähnen ist noch, dass es in der Lodge abgesehen von der Rezeption und Küche keinen Strom gibt. D.h. es gilt darauf zu achten, dass die Akkus für die Kameras etc. vorher geladen werden. Im Notfall können einzelne Ladegeräte auch an der Rezeption abgegeben werden. Für die Beleuchtung des Haupthauses und der Bungalows sorgen ganz altmodisch Kerzen.
Um 13:15 Uhr gibt es ein reichhaltiges, 3-gängiges, gut schmeckendes Mittagessen.
Nach dem Mittagessen steht ein Ausflug zur Isla Anaconda auf dem Programm. Die Insel befindet sich gegenüber der Liana Lodge. Um 15 Uhr sammeln wir uns daher am Haupthaus. Auch für diese Wanderung werden Gummistiefel zur Verfügung gestellt. Mit dem Motorboot setzen wir schließlich über. Vom anderen Flussufer aus zeigt sich wie gut verborgen die Liana Lodge liegt, außer der unteren Terrasse mit Hollywood-Schaukel ist nicht viel von ihr zu sehen.
Auf der Isla Anaconda leben einige indigene Familien. Wir besichtigen zunächst den Anbau von diversen Nutzpflanzen wie z.B. Kaffee, Papaya, Maniok. Auf der kleinen Kakaoplantage probieren wir das Fruchtfleisch einer frisch geöffneten Kakaofrucht, das relativ gut schmeckt. Bevor wir auf die andere Seite der Insel zum Río Napo gelangen queren wir noch eine kleine Bananenplantage, wo wir von Carlos mehr über die diversen Bananensorten erfahren. Die ganze Zeit über scheint die Sonne und es ist schwül. Insbesondere auf den lichten Plantagenflächen merkt man dies. Bei diesem Wetter sind die Gummistiefel eigentlich überflüssig.
Auf dem Rückweg machen wir noch bei einer einheimischen Familie halt. Hier darf sich zunächst jeder der Lust hat im Blassrohrschießen beweisen. Das Treffen des (unbeweglichen) Ziels stellt sich als einfacher heraus als erwartet. Im großen Wohnraum des Hauses, das auf Stelzen gebaut ist, wird uns dann vorgeführt wie aus Maniok, Süßkartoffeln und Wasser Chicha zubereitet wird. Nach der Zubereitung wird das Getränk mehrere Tage stehen gelassen. Mit jedem Tag steigt der Alkoholgehalt. Als Kostprobe wird eine Schale mit 5 Tage altem Chicha herumgereicht – genießbar, aber gewöhnungsbedürftig.
Gegen halb Sechs sind wir wieder zurück in der Lodge. Abendessen gibt es um 19 Uhr. Die Zeit bis dahin lässt sich gut mit dem ein oder anderen kühlen Getränk auf der Terrasse überbrücken. Das Abendessen fällt wieder gut und reichhaltig aus.
Als Abendprogramm steht eine Nachtwanderung auf dem Programm. Um 20 Uhr startet die Wanderung und dauert etwas länger als eine Stunde. Eine gute Taschen- oder Stirnlampe sollte man hierfür dabei haben. Größere Tiere haben wir auf der Tour nicht zu Gesicht bekommen – das liegt wohl vor allem am Lärm den etliche erzeugt haben. Dafür gibt es aber alle möglichen Insekten zu sehen, u.a. Stabschrecken, Wandelnde Blätter, große Tausendfüßer, Heuschrecken, Skorpione und Spinnen in diversesten Formen und Größen. Von den zwei, zweieinhalb Zentimeter großen Ameisen, auf die man immer wieder trifft – auch in der Lodge –, haben wir in einem Baumstamm dann noch ein Nest gefunden.
Auch lange nach Sonnenuntergang ist es immer noch warm und schwül. So herrschen um 21:40 Uhr immer noch 25,5°C und rund 87% Luftfeuchtigkeit.