Auf dem Grödener Sandstein folgen die ebenfalls permischen , allerdings marinen Gesteine der Bellerophon-Formation.
Die Bellerophon-Formation wird von Bosellini und Hardie in zwei Faziesbereiche untergliedert. Eine untere Dolomit-Gips-Fazies und eine obere mikritisch-löchrigkarbonatische Fazies. Die untere Fazies repräsentiert den Randbereich des marinen Beckens. Die Sedimente dieser Fazies sind meist weniger als 100 m mächtig, können aber eine Mächtigkeit von 500 m erreichen. Aufgeschlossen sind sie in den nördlichen, westlichen und südlichen Dolomiten. Die obere Fazies ist nur in den zentralen und östlichen Dolomiten zu finden. Die Sedimente dieser Fazies sind im zentralen Becken zur Ablagerung gekommen. Die obere Fazies erreicht eine Mächtigkeit von 200 – 300 m. Die Gesamtmächtigkeit beträgt maximal 600 m (Abb. 6.4). [Bosellini 1973]Brandner und Mostler bezeichnen die untere Fazies als Fiamazza-Fazies und die obere Fazies als Badiota-Fazies, behalten die Untergliederung in die beiden Faziesbereiche bei. [Brander 1982] Die Bellerophon-Formation kann nach Noé und Buggisch weiter untergliedert werden, von Ost nach West in vier paläogeographische Zonen: das nicht marine alluviale Hinterland, der eingeschränkte Innenschelf-Bereich, das Innenschelf und der off-shore Bereich. Das Hinterland zeichnet sich durch feinkörnige, rote, siliziklastische Sedimente aus, die in randlichmarine, nicht-zyklische Wechsellagen von Gips und Dolomit mit vielen klastischen Zuströmen übergehen. Im eingeschränkten Innenschelf-Bereich kommt es zur Ablagerung zyklischer Sedimente. [Noé 1987] Dieser Bereich deckt sich mit der Fiamazza-Fazies. Ein Zyklus hat eine durchschnittliche Mächtigkeit von 3 Metern und ist aus vier Sequenzen aufgebaut. Die erste Sequenz besteht aus dünnen, grauen, erdigen Dolomiten. Stellenweise sind dünne, dunkle Tonlagen zwischengeschaltet. Wurmbauten und -spuren sind in diesem Zyklus oft zu finden. Die zweite Sequenz besteht aus massigen, dunklen Dolomiten mit isolierten Gipsknollen. Aus dicht gelagerten Gipsknollen setzt sich die dritte Sequenz zusammen. Eingebettet sind die Knollen in eine dunkle Quarz-Dolomit-Matrix. Massive „chicken-wire” und unregelmäßig laminierte Gipse bilden die letzte Sequenz. Ein Zyklus wird als die Ablagerungen einer progradierenden, flachen Lagune interpretiert (Sabkha-Zyklus). [Bosellini 1973] Das Innenschelf zeichnet sich durch laminierte Gipse in den unteren Schichten, durch komplexe Kalkstein-Dolomit-Zyklen gefolgt von dolomitischen Rauhwacken in der mittleren und durch Kalksteine in der oberen Schichtenfolge aus. Die Gesteine des off-shore Bereiches bestehen im unteren Teil aus dünnen Evaporitlagen und dolomitischen Rauhwacken. Der mittlere und obere Teil wird von dolomitisiertem Kalkstein aufgebaut. [Noé 1987] Das Innenschelf und der off-shore Bereich entsprechen der Badiota-Fazies nach Bosellini und Hardie. Die dunkle Färbung einzelner Schichten beruht auf einem erhöhten Bitumengehalt, ein Hinweis auf anoxische Sedimentationsbedingungen. [Brander 1982]
Die häufigsten Fossiliengruppen, die in der Bellerophon-Formation zu finden sind, sind Bellerophonten und Kalkalgen. [Pia 1937] Die Steinkernfossilien der Bellerophonten sind nur in den obersten kalkigen Lagen der Formation zu finden, dennoch sind sie für diese Formation namensgebend. In der Formation sind daneben auch noch weitere Fossilien u.a. von Korallen, Bryozoen oder Brachiopoden erhalten geblieben.
Die Bellerophon-Formation ist im Kartiergebiet lediglich im Norden in einem Bachbett aufgeschlossen. Typisch für Bellerophon-Aufschlüsse ist, das die Schichten meist aus dem Hang heraus gekippt sind (Abb. 6.5a) und somit ein Einmessen der Schichten nicht möglich ist. Die Mächtigkeit der Formation beträgt dort 180 m. Die Grenze zum Liegenden liegt bei 1825 m ü.NN, die zum Hangenden bei 2005 m ü.NN. Im restlichen Kartiergebiet sind Gesteine der Bellerophon-Formation nur sehr vereinzelt als Lesesteine in Bachbetten zu finden. Somit stellt sich auch in der Bellerophon-Formation die Aufschluss-Situation recht bescheiden dar.
Die untersten Schichten der Bellerophon-Formation bestehen aus einem Wechsel an braunen Tonen und dunkelgrauen, dünnbankigen Dolomiten. Häufig treten gelblichockerfarbene Rauhwacken auf (Abb. 6.5b, Aufschluss 5). Gips fehlt in den untersten Lagen. Zum mittleren Bereich der Formation hin wird die Rauhwacke weniger und fehlt schließlich ganz. Vereinzelt treten weiße bis weißlichpinke Gipslagen auf, die bis zu 2 Meter mächtig werden können. Etwa ab der Mitte nimmt der Gipsanteil zum Top hin deutlich zu, es kommt zu einer Wechsellagerung von Gips, Dolomit und Tonstein. Wie im unteren Bereich weisen die Gipse eine weiße, teilweise weißlichpinke Färbung auf. Die einzelnen Gipsbänke sind selten dicker als 1 cm und bilden zusammen eine Schichtmächtigkeit von 1 – 2 m (Abb. 6.5a, Aufschluss 6). Die dunkelgrauen, erdigen Dolomite bilden 2 – 3 selten bis 5 cm dicke Bänke. Die Bankung ist insgesamt schwach ausgeprägt bzw. schwer zu erkennen. Die einzelnen Dolomitlagen sind 20 – 30 cm mächtig. Die Tonsteine bilden 2 – 10 cm dicke Bänke. Die Bänke bilden zusammen 50 – 100 cm mächtige Lagen. Die Färbung des Tonsteins ist hellgrau. An der Oberfläche bildet sich verwitterungsbedingt eine bräunlich-ockerfarbene Färbung aus. Zum Top hin bilden die Gipsbänke, nur von sehr dünnen Tonlagen getrennt, mächtigere Schichten (2 – 3 m) aus. Vereinzelt finden sich auf manchen Schichtflächen rote, wellige Krusten, dabei könnte es sich um Algenmatten oder Eisenkrusten handeln. Ganz am Top fehlt der Gips schließlich wieder. (vergleiche Profil N)
Soweit es sich bei der geringen Anzahl der Aufschlüsse bestimmen lässt, sind die Schichten der Bellerophon-Formation im Kartiergebiet wohl der unteren Fazies nach Bosellini und Hardie zuzuordnen. Dafür spricht auch, das keine Fossilien gefunden wurden. Diese treten vor allem in der oberen Fazies auf.