Die Contrin-Formation bildet eine 50 – 200 m mächtige Stufe, die für viele Berge in den westlichen Dolomiten charakteristisch ist. Sie besteht aus Kalken und Dolomiten. Der Sedimentationsraum ist ein klarer, gut durchlüfteter Flachwasserbereichen (siehe Kap. 5.2.3.2 (nicht online)). [Bosellini 1998] Diese Schlussfolgerung beruht u.a. auf dem Fossilinhalt der Formation. Algen sind so weit verbreitet, dass man von Algen-„Riffen” sprechen kann. Neben Algen sind u.a. auch Muscheln und Gastropoden überliefert. Allerdings sind die Fossilien primär in den Kalken erhalten geblieben. In den Gebieten, wo die Contrin-Formation dolomitisiert wurde, sind nur selten Fossilien anzutreffen, da der Großteil der Fossilien bei der Dolomitisierung zerstört wurde. Ein weiterer Nebeneffekt der Dolomitisierung ist, dass auch die ursprünglich klare Bankung der Kalke verloren geht. Bei dem Kalkstein handelt es sich um Pack- und Wackestones, vereinzelt auch um Grainstones. An den Hängen der Karbonatplattform können auch Megabrekzien vorkommen. [Gaetanti 1981]
Die Contrin-Formation ist im Kartiergebiet relativ stark dolomitisiert. Als Folge davon zeigt die Formation über weite Bereiche keine klare Bankung. Auf Grund dieser Tatsache kann die Contrin-Formation leicht von der liegenden Morbiac-Formation und der hangenden Buchenstein-Formation unterschieden werden, die beide eine deutliche Bankung aufweisen. Außerdem sind beide Grenzen morphologisch ausgebildet, da die massiven Kalke und Dolomite der Contrin-Formation verwitterungsbeständiger sind als die gebankten Kalke und Kalkmergel. So kommt es an der liegenden Grenze oft zur Ausbildung von kleinen Überhängen (Abb. 6.20). Der Übergang zur Buchenstein-Formation hingegen führt zu einer Reliefverflachung. Im Norden des Kartiergebietes, wo die Buchenstein-Formation auskeilt, geht die Steilstufe der Contrin-Formation ohne Reliefverflachung in die Steilstufe des Schlern-Dolomites über.
Die Farbe des Gesteins reicht in Abhängigkeit vom Grad der Dolomitisierung von grau über hellgrau bis zu weiß. Angewitterte Flächen zeigen meist eine deutlich dunklere Färbung als das frisch angeschlagene Gestein. Auf Grund der feinen Dolomitkristalle glitzert das Verwitterungsmaterial und erinnert dem Aussehen nach an Zucker. Auf Grund der Dolomitisierung sind keine erkennbaren Fossilien im Gestein vorhanden. Insgesamt ist die Contrin-Formation stark geklüftet.
Die Mächtigkeit der Stufe schwankt zwischen 50 und 60 m. Problematisch bei der Ermittlung der genauen Mächtigkeit ist die Tatsache, dass die Grenze Morbiac-Formation/Contrin-Formation zwar fast komplett aufgeschlossen ist, aber mitten in einer Steilwand liegt. Die genaue Höhenlage ließ sich so nur an relativ wenigen Punkten bestimmen.