Auf die Bellerophon-Formation folgt nach einem Hiatus , der nur eine geringe Zeit umfasst, der Tesero-Horizont. [Brander 1982] Die Basis der Horizonts bilden kalkige Oolithe, der Tesero-Oolith. Die Oolithe zeigen an, dass es gegenüber der Bellerophon-Formation zu einer Änderung der Fazies gekommen ist. Es handelt sich zwar immer noch um eine flachmarine Fazies, allerdings hat die Sedimentationsrate sowie die Wasserenergie zugenommen. Die Faziesänderung ist die Folge einer Transgression nach Westen. Nach oben wird der Tesero-Oolith durch eine dünne Lage Mikrosparit begrenzt. Im mittleren Abschnitt dominieren Grainstones und Mikrosparite. Der Grainstone setzt sich aus Ooiden und Bioklasten zusammen. Die Sedimente zeigen einen gesunkenen Meeresspiegel an, da sie aus einem peritidalen Ablagerungsraum stammen. Die Grainstonelagen sind zu einem Großteil auf Sturmereignisse zurückzuführen. Die obersten Schichten bestehen aus hellgrauen Mikrospariten, die nach einem Meeresspiegelanstieg zur Ablagerung gekommen sind. [Noé 1987] Auf Grund des Thorium/Uran-Verhältnisses in den Sedimenten geht Twitchett davon aus, dass der obere Bereich unter gering oxischen Bedingungen abgelagert wurden. [Twitchett 1999] In allen Abschnitten sind vereinzelt dünne Mergellagen zwischengeschaltet. Der untere und mittlere Bereich sind 3 – 4 m mächtig und der obere Bereich 1,5 – 3,7 m. [Noé 1987] Nach Mostler weist der Tesero-Horizont eine Mächtigkeit von etwa 6 Metern auf.
Insgesamt betrachtet ist der Tesero-Horizont arm an Fossilien. An Makrofossilien sind nur wenige Arten an lamellibranchiaten Mollusken, Brachiopoden und winzige Gastropoden vorhanden. Einzelne karbonatische Lagen weisen eine durch Cyanobakterien verursachte Lamination auf. In der Fraktion der Mikrofossilien sind u.a. Foraminiferen und Conodonten zu finden.
Die Perm-Trias-Grenze fällt in den Bereich des Tesero-Horizontes, wobei die genaue Lage strittig ist. Bosellini legt sie an die Grenze zwischen Bellerophon-Formation und Tesero-Horizont. Auf Grund von palynologischen Untersuchungen sowie Untersuchungen der Mikrofauna legen Cirilli et al die PT-Grenze in den Basisbereich des Tesero-Horizontes. [Cirilli 1998] Auf Grund ihrer Untersuchung der Fossilien und der δ13C-Kurve der Bellerophon-Formation und der unteren Werfen-Formation ist nach Meinung von Noé und Buggisch die PT-Grenze noch höher, im mittleren Bereich des Horizontes, anzusiedeln.
Im Norden des Kartiergebietes ist praktisch die gesamte Schichtenfolge des Tesero-Horizontes aufgeschlossen (Aufschluss 7, Profil N). Im Süden sind nur die mittleren und oberen Schichten aufgeschlossen (Aufschluss 8, Profil S). Im nördlichen Bereich setzt sich der Tesero-Horizont durch ein deutlich steileres Relief von der Bellerophon-Formation ab. Im Süden ist dies nicht so ausgeprägt, da der Übergangsbereich großflächig von quartärem Schutt überdeckt ist. Die untere Grenze des Horizontes liegt bei etwa 2005 m ü.NN. Die Grenze zum Hangenden liegt sowohl im Norden als auch im Süden bei 2040 m ü.NN. Die Mächtigkeit beträgt somit ca. 35 m und weicht damit deutlich von den Literaturangaben ab.
Die Schichtenfolge des Tesero-Horizontes besteht aus einer Wechsellagerung von Kalkbänken mit Tonmergeln bzw. Kalkmergeln. An der Basis treten primär oolithische Kalkbänke auf, die meist eine ockerfarbene Färbung besitzen. Daneben sind mikritische Kalke mit hellgrauer Färbung vorhanden. Zum Top hin nimmt der Anteil der mikritischen Kalke zu. Gleichzeitig treten graue bis graubraune Grainstonelagen auf, deren Bioklasten primär Schalenreste von Mollusken und Brachiopoden sind (Abb. 6.8 rechts). Die Mächtigkeit der einzelnen Kalkbänke schwankt zwischen 5 und 50 cm. Alle Bänke weisen eine deutliche Kluftbildung auf. Die Tonmergel dominieren an der Basis gegenüber den Kalkmergeln. Zum Top hin nimmt der Anteil der Kalkmergel zu. Im Farbverlauf ist ebenfalls eine Änderung im Bitumengehalt festzustellen. Die Mergellagen im unteren Bereich weisen auf Grund des hohen Bitumengehaltes eine dunkelgraue bis schwarze Färbung auf. Frisch angeschlagene Gesteinspartien haben einen deutlich wahrnehmbaren bituminösen Geruch. Zum Top hin wird die Färbung immer heller und es treten schließlich nur noch hell- bis mittelgraue Kalke auf. Dies und der fehlende bituminöse Geruch, deuten auf einen deutlich geringeren bis fehlenden Bitumengehalt hin. Die Mächtigkeit der Mergellagen liegt bei 5 – 15 cm. Vereinzelt treten in den Mergellagen Kalksteinknollen auf (Abb. 6.8 links). Selten übersäen fossile Wurmbauten und Grabspuren Mergelschichtoberflächen, ansonsten konnten in den Mergellagen keine Fossilien gefunden werden. Wie in der Literatur angegeben ist der Tesero-Horizont als ganzes betrachtet relativ fossilarm, auch wenn einzelne Schichten zu einem Großteil aus Fossilien bestehen.